Mittwoch, 25. Juni 2008

Willkommen

In diesem Tagebuch werden Notizen unterschiedlicher Ereignisse aus Vergangenheit und Gegenwart der Region Mansfeld-Südharz veröffentlicht. Das Tagebuch wurde im Juni 2008 eröffnet.

Die Karte über den Landkreis Mansfeld-Südharz sehen Sie hier.
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Quelle der Kalendernotizen war u.a die Mitteldeutsche Zeitung
und Mitteilungen aus dem ehemaligen "Helbraer Anzeiger".

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Impressionen aus dem Südharz
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Die Muttersprache der Mansfelder - hier erfährt man mehr darüber und hier auch


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Eisleben 1986 - 1987


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Tausend Jahre Eisleben 960 - 1960 Mehr erfahren
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1. Februar 2016:
Wie Eisleben Lutherstadt geworden ist Entscheidung dazu vor 70 Jahren in Halle
VON ERNST-PETER SCHELM
EISLEBEN/MZ - Offiziell darf Eisleben die Bezeichnung „Lutherstadt" erst seit dem Jahr 1946 führen. Die entsprechende Urkunde der Landesregierung wurde seinerzeit am 18. Februar bei einem Festakt zum 400. Todestag des Reformators im Filmtheater „Capitol" übergeben,das bis vor wenigen Jahren in der Sangerhäuser Straße am Fuße der Stadtterrassen stand. Nach seinen Erinnerungen (in: „Lutherstadt Eisleben", Band III) hatte Kurt Lindner in jener Zeit als Amtsleiter und späterer Oberbürgermeister auch „die Verantwortung für die Pflege des Luther-Gedächtnisses." Damals fand man die Formulierung, dass „die lutherische Reformation einer der ersten Schritte zur frühbürgerlichen Revolution" gewesen wäre und dass Martin Luther trotz seiner negativen Haltung zu den Aufständischen im Bauernkrieg „eine positive Rolle in unserer geschichtlichen Entwicklung" gespielt hätte.Zur entsprechenden Absegnung durch die KPD-Bezirksleitung fuhr Lindner zu deren Vorsitzenden Bernard Koenen nach Halle.Später schrieb er in seinen Erinnerungen: „Genosse Koenen war ganz unserer Meinung, den Todestag Luthers, wie von uns gedacht,zu begehen.Bei diesem Gespräch tauchte auch der Gedanke auf, gleich wie bisher die Stadt Wittenberg die Bezeichnung Lutherstadt trug, dies auch für die Geburts- und Sterbe- stadt Luthers bei der Provinzialverwaltung zu beantragen."Dies geschah und zudem wurde 1945 im Eisleber Bürgerausschuss beschlossen, „den 400. Todestag Martin Luthers in würdiger Form zu begehen und einen Ausschuß zur Vorbereitung einer Luther-Gedächtnis-Woche im Jahr 1946 zu berufen."
Gedenkstunde im „Capitol"
1946 heißt es dann: „Die Feier des 18. Februar bleibt den örtlichen Kirchengemeinden vorbehalten. Am Abend des Tages wird die Stadt eine Gedenkstunde im „Capitol“ abhalten, bei der der Bezirkspräsident Dr. Berger anwesend sein und der Stadt Eisleben eine Auszeichnung überbringen wird."Über das Geschehen dieses Tages erfahren wir aus der „Halleschen Volkszeitung" vom 19. Februar 1946: „Am Nachmittag wurden im Sitzungssaal des Rathauses der Oberbürgermeister Lindner und der Bürgermeister Dr. Barwinski in einer festlichen Sitzung . . .durch Herrn Bezirkspräsidenten Dr. Berger in ihre Ämter eingeführt und verpflichtet.Am Abend fand dann im „Capitol“ eine Feierstunde statt, in deren Mittelpunkt die Rede Dr. Bergers, eines der besten Lutherkenner ,stand... Unter großem Beifall des Publikums über - reichte Dr. Berger dem Oberbürgermeister die Urkunde, mit der die Provinzialverwaltung der Stadt gesetzmäßig die Bezeichnung „Lutherstadt -Eisleben“ verlieh." Der Beschluss selbst wurde bereits am 7. Februar 1946 gefasst.
Name schon früher verwendet
Allerdings hat sich Eisleben schon viel früher mit dem Titel „Lutherstadt“ geschmückt und dies auch insbesondere mittels Ansichtskarten weit verbreitet. So finden wir auf einer Karte von 1896 den „Gruß aus der Lutherstadt" und eine andere entbietet zwei Jahre später ebenfalls einen „Gruß aus der Lutherstadt Eisleben".Insbesondere nach 1930 wurde die Bezeichnung „Eisleben - Lutherstadt" oft verwendet. Und dass für mich (Jahrgang 1941) in meinen Personaldokumenten als Geburtsort schon „Lutherstadt Eisleben" festgehalten ist, freut mich natürlich besonders.
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Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in der geschichtlichen Entwicklung von den Anfängen bis 1990

Die Entwicklung des Bergbaus lässt sich in 4 Betriebsperioden untergliedern.
1. Betriebsperiode: 1199 bis 1648
2. Betriebsperiode: 1671 bis 1852
3. Betriebsperiode: 1852 bis 1945
4. Betriebsperiode: 1945 bis 1990
Diese Untergliederung charakterisiert die Entwicklung in den Jahrhunderten der Geschichte.Günter Jankowski untergliedert die Entwicklung in diese Perioden und verdeutlicht so die Höhen und Tiefen des Kupferschieferbergbaus im Mansfelder Land.
„Das Mansfelder Land ist ein Gebiet im südöstlichen Harzvorland, das im wesentlichen das Territorium der ehemaligen Grafschaft Mansfeld umfasst..." (1)
„Mit dem Namen Mansfeld verbindet sich eine mehr als tausendjährige Bergmannstradition.(1)Eine wechselvolle Geschichte erlebte unser Bergbau von den Anfängen bis zur Einstellung am 30. September 1990. Das Interesse der Bergherren der gesamten geschichtlichen Entwicklung des Kupferschieferbergbaus galt einem Bergbau, der seit seiner Erhebung unzähligen Familien Nahrung und Wohlstand brachte, der Europa im Mittelalter mit Kupfer versorgte und die Staaten Preußen und Sachsen von Importen nahezu unabhängig machte.

Durch den Bergbau war ein reiches Material in berg-,hütten-und maschinentechnischer,in rechtlicher und geschichtlicher, in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht entstanden und war Anschub für die allgemeine Entwicklung. „Der ehemalige Mansfelder Kupferschieferbergbau zählte zu den ältesten und bedeutendsten Montanindustrien der Welt." (1) Die Mächtigkeit der polymetallisch vererzten Kupferschieferschicht betrug etwa 30 cm.

Die Gewinnung des Erzes erfolgte über einen langen Zeitraum mit Keilhaue, Fäustel und Eisen. Diese Arbeitsgeräte findet man u.a. auch im Benndorfer Wappen wieder.

Die Strebhöhe als Arbeitshöhe war so hoch wie die Schulterbreite eines Mannes, ca. 60 cm.„Der Mansfelder Hauer, „der Krummhals", lag auf der Seite, arbeitete, durch Achsel- und Beinbrett geschützt,nahezu 8 Stunden in dieser Zwangs -haltung. Dazu kam noch die Beeinflussung durch das kalte Grubenwasser, durch den Qualm des Ölgeleuchts und den Rauch vom Feuersetzen." (1) Skelettschäden und rheumatische Erkrankungen waren die Folge der gekrümmten Nackenhaltung.
Bei Tageslicht wurde das Erz nach Kläubung (aussortieren des tauben Gesteins) mit Höhlwagen zur Hütte gefahren. Die erste Betriebsperiode umfasst die Entwicklung von den Anfängen bis zum totalen Stillstand des Bergbaus im Dreißig- jährigen Krieg.

Der Chronist Spangenberg nannte die beiden Berghäuer Nappian und Neucke, die 1199 am Kupferberg bei Hettstedt begonnen haben sollen, den grün und blau gefärbten Schiefer zu gewinnen.
Bereits im 13. und 14. Jh. gewann der Kupferbergbau an Bedeutung, weil Kupfer in jener Zeit zu einem begehrten Metall wurde. Hierfür gab es folgende Hauptgründe:
- der wirtschaftliche Aufschwung der Kupfer- und Messingverarbeitung der süddeutschen Meister,
- Ausdehnung des territorialen Handels mit Kupfer,
- steigende Verwendung von Kupfer im Bauwesen und Schiffsbau, besonders im Kirchenbau (Kupferdächer),
- Verwendung von Kupfer als Münzmetall und
- Verwendung von Kupfer als Bronze bei der Ausrüstung der Söldnerheere.
Sicherlich hat auch diese Tatsache den Aufstieg der Grafen von Mansfeld begünstigt. Sie besaßen nach mehrmaligen Beleihungen (ab 1364)innerhalb der kaiserlichen Berggrenze das Regalrecht. Als Bergbesitzer setzten sich die Grafen für eine Beschleunigung der Quelle des Reichtums ein, zumal es 1450 gelang, Kupfer und Silber voneinander zu trennen. Die Kurfürsten von Sachsen behielten die Oberlehnshoheit über den Mansfelder Bergbau. Noch reichte aber der Einfluss der Grafen bei Hofe aus.
„Erst durch die Sequestration der vorderortischen Besitzungen 1570 und der Permutation 1573 und 1579 sowie den Unter- gang des Mittel- und Hinterorts infolge mangelnder Erbfolge (Primogenitur) und der Teilungen übernahmen 1576 Kursachsen und Magdeburg die Landesregierung. Mindestens 6 Jahrhunderte Bergbesitz der Grafen waren zu Ende." (1) Oberverwalter übernahmen von nun an die Verwaltung des Bergbaus. Bis zur Mitte des 15. Jh. wurden die bergmännischen Arbeiten bis zu einer Tiefe von ca. 20 m ausgeführt. Nach 1450 musste man den Abbau nach der Tiefe orientieren. Die Bergleute waren zu dieser Zeit Eigenlehner (Pächter),wobei jeder jede Tätigkeit ausführen musste.Die Orientierung nach der Tiefe verlangte die verstärkte Wasserhebung.Hierfür waren Leistungen notwendig, die ein Eigenlehner nicht erbringen konnte. Stollen und Wasserhebemaschinen wurden notwendig.Aus dem Eigenlehner wurde der Berghäuer.Der Hüttenmeister als Unternehmer erlangte eine höhere Bedeutung.Mit der Anlage des Faulenseer Stollen 1536 und des Rißdorfer Stollen 1546 wurde Eisleben nun auch direkt Bergstadt. Durch die technischen Lösungen des Berggelehrten Georg Agricola wurden zur Entwässerung der Schächte Heintzenkünste in Benndorf und Hergisdorf eingesetzt. Hierdurch gelang es, Tiefen zu erschließen, die dem Niveau des späteren Froschnnühlenstollen entsprachen. Einige Eigenlehner entwickelten sich zu Hüttenmeistern, die meisten, nicht privilegierten, blieben Bergknechte.

Das verschwenderische Leben der Grafen von Mansfeld ließ das Grafenhaus immer mehr verschulden und damit verloren sie an Macht. Am 11. Februar 1536 trat eine neue Feuerteilung in der Grafschaft Mansfeld in Kraft.Sie war am 21. Januar beschlossen worden und sollte den verschuldeten Grafen von Mansfeld helfen, sich des Reichtums und der Einnahmequellen der Hüttenmeister zu bemächtigen.So wurden die Hüttenmeister enteignet und das bisher einheitlich geleitete Bergunter- nehmen unter die fünf gräflichen Linien aufgeteilt.Hiervon waren auch der Bruder und die Schwäger Martin Luthers betroffen. Er intervenierte gegen diese Maßnahmen, jedoch ohne Erfolg.Dieser Geldsegen war bei den Grafen nur von kurzer Dauer. Der wirtschaftliche Niedergang ging weiter, der schließlich 1570 zur Zwangsverwaltung der Grafschaft führte. Trotzdem reichte der Reichtum der Grafen und der Bürger aus, um repräsentative Bauten in der Stadt Eisleben entstehen zu lassen. Baumaterial waren Kalksteine des Zechsteins und Sandsteine. Als Bindemittel wurden Gips des Zechstein und Sand verwendet.
Der verstärkte Abbau des Kupferschiefers schaffte Arbeitsplätze und viele Menschen aus den verschiedensten Gebieten Deutschlands kamen. So kam auch die Familie Luther. Mit dem Zug der Bergknappen kamen auch bergfremde Personen und die Handwerkskunst in das Mansfelder Gebiet. Steinmetze, Maurer, Zimmerleute fanden bei den Bauarbeiten ihre Beschäftigung. Holzköhler brachten Kohle aus dem Harz und nahmen auf dem Rückweg Steinsalz mit. So gab es bald die „Kohlenstraße". Seiler, Gerber, Bergschmiede, Fuhrunternehmen, Hufschmiede und andere bergbautypische Berufe folgten. Im Bergbau setzte eine Differenzierung der Arbeit ein. Es entstanden neue Berufsgruppen: Dinghauer (Steiger), Häuer (Knechte), Sinker (Schachtabteufer), Treckejungen, Haspler.
Die Beherrschung des Wassers im Schacht nahm einen breiten Raum ein. Der gesamte Bergbezirk des Kupferschiefers war in einen Mansfelder und einen Eisleber Berg geteilt. In der Mitte des 16. Jh. bekamen die Bergreviere feste Umrisse und Namen.Es gab auch kurzlebige Schächte, die ohne Bezeichnung blieben.Die erste Erwähnung des Bergbaus in der Benndorfer Flur ist das Jahr 1508.
Aus der 2. Hälfte des 16. Jh, liegen konkrete Angaben zum Bergbau vor.Um 1531/32 gehörte Benndorf zum Bergrevier des Eislebener Berges. Der Eisleber Berg erstreckte sich von Neckendorf bis Helbra und Mansfelder Berg etwa von Benndorf bis Großörner. Die Kupferproduktion lag zu dieser Zeit zwischen 800 und 1000 t pro Jahr.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Bergbau auch in Benndorf verwüstet. Im Jahr 1633 gab es keinen Schacht mehr.Bis zum Dreißigjährigen Krieg wurden 2 bedeutende Schächte in der Benndorfer Flur erwähnt. Das LL 79 und das LL 78,1 LL 79 im Rasenweg und LL 78 als Heintzenschacht zwischen Ernststraße und Thomas-Müntzer-Straße. (LL= Lichtloch)

Infolge der Unterbezahlung der Bergarbeiter kam es bereits in der 1. Betriebsperiode häufig zu Streiks und Tumulten. Hier sind die wichtigsten genannt:
1507 Zimmermann-Streik
1525 Bergleute beteiligen sich am Bauernkrieg
1564 Großer Streik der Bergleute
1622 Bewaffneter Aufstand der Bergleute gegen das Kipper¬ und Wippermünzunwesen.

Als technisch-geschichtliche Leistungen zu dieser Zeit sind zu erwähnen:
1536 Beginn des Faulenseer Stollen
1546 Beginn des Rißdorfer Stollen
1571 Mellinger gestaltet erste Karte vom Bergbau
1575 Heintzenkunst bei Hergisdorf
1584 Kokseinsatz auf der Mittelhütte
1595 Heintzenkunst bei Benndorf

Die zweite Betriebsperiode umfasst den Zeitraum zwischen der Freierklärung 1671 und dem Zusammenschluss zur „Mansfeldischen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft" 1852.Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 wurde mühselig durch Haldenkläubungen und der Gewinnung von Notbergen mit dem Bergbau begonnen.Dieser Interimsbergbau brachte dem Kurfürsten von Sachsen nicht die erwarteten Erlöse. So wurde 1671 der Bergbau als frei erklärt. Nach einer Verfügung von 1671 und einer anschließenden Bergordnung von 1674 bildeten sich einige nach Hütten benannte Gewerkschaften (Kapitalgesellschaften),die dort mit dem Bergbau begannen, wo die Alten hatten Reste stehen gelassen.Versuche,die alten Stollen wieder nutzbar zu machen,scheiterten.Mit dem Froschmühlenstollen bei Unterrißdorf wurde 1698 ein neues Stollen- zeitalter eingeläutet. Diese Entwicklung schloss der Schlüsselstollen 1879 ab.
Im 18. Jh. gab es zwei Abbauformen des Bergbaus:
-den stollenabhängigen Bergbau - und den stollenunabhängigen oder schlottenabhängigen Bergbau.

Durch den Stollenbetrieb war aber vorerst auch kein höherer Kupferabbau möglich. Erst als die Stollenquerschläge durch das Deckgebirge den Kupferschiefer erreichten, wurden die Stollen zu Sohlen und ermöglichten den Vortrieb der Gewinnung des Kupferschiefer. Durch die so genannten Tiefbaue unter dem Froschmühlenstollen konnte eine erhöhte Kupfergewinnung erreicht werden.Bei den stollenunabhängigen oder Schlottenbau ließ man das Wasser in die unterirdischen Hohlräume ablaufen. Die Förderschächte waren z. T. Lichtlöcher der Stollen. Am Ende des 18. Jh. wurden die Lichtlöcher dreitürmig mit Einteilung in 2 Förder- und 1 Fahrschacht in der Mitte mit Haspelförderung betrieben.
Ab 1750 erhielten die Schächte beständige Namen. In der Zeit von 1800 -1850 kamen Wasserschwerkraftförderung und Pferdegöpel hinzu. Die sächsischen Gewerkschaften und der preußische Staat Friedrichs II. setzten alle Kräfte ein, um die Bergbauproduktion zu steigern.
Ab 1785 revolutionierte die erste deutsche Dampfmaschine Watt'scher Bauart die Wasserhebung. 1832 folgte die erste Förderdampfmaschine auf dem Bücklingsschacht bei Helbra. 1864 begann die Tiefbauperiode mit der Erprobung der ersten eisernen Seilen auf dem Wassermann-Schacht.

Die folgende Darstellung der technischen Entwicklung zeigt, wie die technischen Voraussetzungen für den Aufschwung im Bergbau geschaffen wurden.
1785 Beginn der Dampfkraftnutzung
1832 Erste Förderdampfmaschine auf dem Bückling-Schacht (LL 74 F)
1837 Eiserne Seile auf dem Wassermann-Schacht
1830 Einbau einer wasserdichten sog. Picotage-Zimmerung auf dem Erdmann-/ Wassermannschacht mit Ton der Eisleber Braunkohlengrube „Schwarze Minna"
1850 Erste Fahrkunst auf dem Schmid-Schacht
1860 Gestellförderung auf dem Zimmermann-Schacht
1864 Ernst-Schacht bei Helbra wurde erster Tiefbauschacht
1866 Auf allen Betrieben wurde die Dampfkraft genutzt.Die Vereinigung der einzelnen Gewerkschaften war längst überfällig geworden.
Am 11. März 1851 beschlossen die fünf Mansfelder Gewerkschaften ihre Vereinigung. Sie erklärten sich mit der vollständigen Zusammenlegung ihrer Gruben, Hütten, Stollen und aller übrigen Besitzungen einverstanden. Damit wurde die Gründung der Mansfeldschen Kupferschieferbauenden Gewerkschaften in die Wege geleitet. Es sollte das erste industrielle Großunternehmen im mitteldeutschen Raum entstehen. Es dauerte allerdings fast noch ein Jahr, bevor die königlich-preußische Regierung diesem Vorhaben zustimmte. Nach den Befreiungskriegen 1813/15 wurde es auf allen Ebenen deutlich.

Der Bergbau orientierte sich auf den echten Tiefbau unterhalb des Wasserspiegels. Durch die gemeinsame Nutzung der Wasserstollen kamen sich auch die Gewerkschaften immer näher. Mit dem Stollenverein war 1822 der erste Schritt zur Vereinigung getan. Die Entwässerung der Stollen besorgte der Froschmühlenstollen, der bis 1879, dem Ende der Auffahrung des Schlüsselstollens, das zum Teil salzige Wasser in den Süßen See abführte.1817 waren ca. 1200 Mann beschäftigt. Sie erzeugten eine bescheidene Produktion von ca. 350 t Kupfer.Die Tiefe des Mansfelder Schlüsselstollen lag zu dieser Zeit bei + 75mNN.
Die Spezialisierung im Bergbau schritt nun weiter voran. Unter den Bergleuten gab es jetzt:Fahrsteiger, Untersteiger, Kläubesteiger, Kläuber, Häuer,Lehrhäuer, Maurer, Kunstwärter, Schmiede, Ausstürzer, Haspler, Pumper, Göpelknechte, Anschläger, Jungen. Mit dem Zusammenschluss der fünf Gewerkschaften zur „Mansfeld'schen Kupferschieferbauenden Gewerkschaft" gab es den 1. Oberberg- und Hüttendirektor. Bis 1920 waren Oberberg- und Hüttendirektor:
1. Ludwig Eckardt,
2. Ernst Leuschner,
3. Paul Fuhrmann,
4. Hermann Schrader und
5. Karl Vogelsang
Die Kupferproduktion erreichte über 20.000 t/Jahr. „Ruhig" waren die Jahrzehnte der 2. Betriebsperiode nicht.
Die zunehmende Ausbeutung der Berg- und Hüttenarbeiter führte zu Streiks und Unruhen.So u. a. 1753 Tumult in Kloster- mansfeld,1800 Großer Streik,1830 Streik,1847 „Kartoffelkrieg" in Eisleben.

Bereits seit Mitte des 19. Jh. war der Begriff „Mansfelder Land" gebräuchlich und stand für das Gebiet, das von 1815 - 1950 in den Mansfelder Gebirgskreis (Hettstedt, Mansfeld Wippra)und in den Mansfelder Seekreis (Eisleben,Röblingen am See) geteilt war. Diese beiden Kreise bildeten auch das Kernland der Grafschaft Mansfeld.

Die 3. Betriebsperiode umfasst die Entwicklung von der Mansfelder Gewerkschaft zum Mansfeld - Konzern von 1852 - 1945. Ab 1866 begann die Ausrüstung der Mansfeld-Betriebe mit Dampfmaschinen. Darauf ist die explosionsartige Entwicklung des Berg- und Hüttenwesens zurückzuführen. Auch die Nutzung der Elektroenergie ab 1905 und der erhöhte Metallbedarf in den preußisch-deutschen Kriegen beschleunigte die Entwicklung des Bergbaus und Hüttenwesens. Im Jahr 1888 waren im Bergbau 13.960 Mann beschäftigt. Davon waren 40 % Schieferhäuer.Das Unternehmen wurde um solche Betriebsteile erweitert, die für die Produktion von Kupfer notwendig waren.Mit dieser Entwicklung des Kupferschieferbergbaus waren auch heraus -ragende technische und bauliche Leistungen verbunden.Otto-Schacht l - V -Beherrschung der Wassereinbrüche um 1900
Segengottes-Schacht l - III - Erstmalig Druckluftgeräte beim Abteufen
Clotilde-Schacht - Schachtabbohren mit dem Kind- Chaudron-Verfahren
Hoffnung-Schacht l - II - Wetterschächte, Erstmalig Elektroenergieanwendung
Wolf-Schacht - Einmalige Förderung für Kupfer und Kali u. a.

Ab 1900 verband die „Elektrische Kleinbahn" die Orte zwischen Eisleben und Hettstedt.Auch die Mansfelder Bergwerksbahn trug wesentlich zur Entwicklung bei. Selbst der Große Streik des Jahres 1909 konnte die Entwicklung nicht bremsen.
Massenhaft war der Zustrom auswärtiger Arbeitskräfte. Mit dem Einsatz der Elektroenergie um 1905 konnten die Gruben -pferde, die Stellmacherei und die Seilerei allmählich abgelöst werden. Die Großhütten ab 1864 und die modernen Tiefbau- schächte, wie Paul. Vitzthum und Wolf waren zu dieser Zeit niveaubestimmend im Montanwesen. Wenn auch viele Prozesse sich modernisierten, so blieb doch die schwere Strebarbeit. Moderne Druckluftwerkzeuge, Strebhaspel und zeitweilig Schüttelrutschen erleichterten den körperlichen Aufwand. Die Ausrichtungsarbeiten erreichten die 14. Sohle, also Tiefen um 1200 m. Hier bereitete große Probleme die Wasserhaltung und deren Folgeschäden. Wichtig für den Bergbau in dieser Zeit war auch die Haldenwirtschaft. Mit der Beschickung mit taubem Gestein als Bergehalden, mit ausgeklaubten Schiefern und grauen Bergen als Ausschlägehalden und der Anlage von Armerzhalden (Kammschalenhalden) waren technische Lösungen für diese Haldenseparation erforderlich.Das Unternehmen drohte trotz der Bildung von Unterabteilungen in Form von Berg- und Hütteninspektionen und einer Verwaltungsreform 1904 aus den Nähten zu platzen. Die Gründung der Mansfeld AG im Jahr 1921 war die Folge. Hatte der Bergbau 1861 3.750 Beschäftigte, so waren es 1921 11.500. Die Kupferschieferproduktion stieg von 1.500 t auf 11.754 t/Jahr an.

Unter der Regie der Deutschen Bank entstand in den 30er-Jahren der riesige Salzdetfurth-Mansfeld-Konzern mit den drei Säulen Kupfer - Kohle - Kali. 1933 wurden die Kupferbetriebe eine eigene AG. Nach 1939 wurde durch den Masseneinsatz von Ausländern und Kriegsgefangenen sowie dem Aufschmelzen von Kunstschätzen die Produktion für die Waffenproduktion erhöht. Am Ende des Zweiten Weltkrieges zerfiel das große Unternehmen.

Die 4. und letzte Betriebsperiode von 1945 bis zur Einstellung 1990 brach an. Die in Bochum, Köln, Düsseldorf u. a. Orten gelegenen Mansfeld-Betriebe haben ihre Produktion inzwischen eingestellt oder wurden verkauft. Betriebe, die im Mansfelder Land verblieben waren,wurden zum Mansfeldkombinat zusammengeschlossen.Es ging mit dem Bergbau bald aufwärts, denn die Metalle und Erzeugnisse der Kupferindustrie wurden für den Aufbau benötigt.Wohnsiedlungen, wie die Bergarbeitersiedlung in Benndorf, entstanden. Polikliniken, das Kulturhaus der Mansfelder Bergarbeiter, die Zwei-Jahres-Schule, die Berg- und Hütteningenieur-Schule wurden neu gebaut oder erweitert. Bald musste der Bergbau in den Bergbezirk von Sangerhausen verlagert werden. Mit vielen Omnibussen fuhren die Arbeitskräfte nach Sangerhausen und Hettstedt.
Ab Mitte der 60er-Jahre des 20. Jh. begann man bergbaufremde Produktion aufzubauen,z. B. Röntgenmessfühler,Stahlrohr- möbel und andere Konsumgüter.
Am 11. Dezember 1969 verfuhr die Belegschaft des Otto-Brosowski-Schachtes (Paul-Schacht) die letzte Schicht.
In den nun folgenden Jahren bis zur Einstellung des Berg- und Hüttenwesens 1990 blieb der Kupferschieferbergbau das Sorgenkind der DDR-Wirtschaft. Trotz vieler technologischer Neuerungen, wie Mechanisierung der Förderprozesse u. a. konnten die Ergebnisse der Kupferproduktion nicht spürbar erhöht werden.Das schnelle Absinken der Kupfergehalte und der ständige Mangel an Personal erhöhten den ökonomischen Tiefstand.Etwa 8.000 Beschäftigte mussten 1990 in den vorzeitigen Ruhestand. Arbeitslosigkeit oder Umschulung in andere Berufe mussten die Berg- und Hüttenleute nun antreten. An den Bergbau erinnern heute noch die verbliebenen Halden. Die Traditionspflege ist eine wichtige Aufgabe der jungen Menschen,damit der Mansfelder Knappengeist, der sich jahrhundertelang in zäher Beharrlichkeit immer wieder durchsetzte, in Erinnerung bleibt.(Ortschronist Benndorf, B.Voigt, April 2006 )